Artikel von Gönül Yerli in der Zeitschrift „Grüne Reihe 121 – Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft“ – erschienen im August 2021.
Dialog in der Islamischen Gemeinde Penzberg
Die Bemühungen um Dialog und Anerkennung beginnt die Islamische Gemeinde Penzberg mit ihrer Vereinsgründung im Jahr 1994.
Immer wieder sucht sie das Gespräch mit der Bevölkerung und den Verantwortlichen in der Stadt, lädt zum Kennenlernen in die eigenen Räume ein. Es entstehen erste Kontakte und Gegeneinladungen werden ausgesprochen. Gemeinsame Veranstaltungen werden geplant und die breite Öffentlichkeit mit einbezogen.
Die Begegnungen lösen neue Formen von Dialogmöglichkeiten aus.
Um sich noch besser kennen zu lernen werden Reisen organisiert. Die erste führt nach Bosnien-Herzegowina, der Stadt, nach Sarajevo, die auch das Jerusalem von Europa genannt wird. Ein weiteres Ziel führte nach Assisi, um auf den Spuren von Franziskus zu wandeln. Der Reformator Martin Luther stand im Knotenpunkt der Beobachtungen in Eisenach und Wittenberg. Die jüngste Reise führte die Penzberger in das geschichtsträchtige Andalusien.
Es ist keine Sensationsnachricht, wenn Imam und Pfarrer gemeinsam ein Autohaus, eine Arztpraxis, einen Kindergarten oder das neue Feuerwehrauto „einweihen“.
Oder wenn der frisch gewählte Bürgermeister in Penzberg zur Amtseinführung ebenso selbstverständlich um den Segen der drei Geistlichen bittet.
Festumzug zu 100 Jahre Stadtjubiläum
Pfarrer Julian Lademann, Pfarrer Bernhard Holz, Imam Benjamin Idriz
Genauso wie es nichts Außergewöhnliches ist, dass die Muslime zu Vortragsabenden in die Moschee einladen, meist zu theologischen Kontroversen, aber auch zu Themen, die das allgemeine Gut des Lebens angehen. Damit ergänzt die Islamische Gemeinde das kulturelle Angebot in der Stadt, setzt hochrangige Persönlichkeiten auf die Rednerliste und bietet eine Plattform für sachlichen und verständnisorientierten Austausch.
Umgekehrt finden in den Räumen des Islamischen Forums externe Veranstaltungen von Nicht-Muslimen statt, die vor allem den geräumigen Gemeindesaal für Konzerte, wie etwa die Musikschule der Stadt, oder für Empfänge nutzen. Auch fragen Firmen, Vereine, Schulen und Privatpersonen für Familienfeiern ohne Scheu an, wenn sie das muslimische Haus wie selbstverständlich nutzen möchten.
Außerdem ist es schon lange nicht mehr einmalig, dass Christen im Ramadan für Muslime kochen. Es gehört schon zur bewährten Tradition in Deutschland, dass Muslime in ihrem heiligsten Monat Nicht-Muslime zum Fastenbrechen-Essen einladen. In Penzberg dreht die Initiative Café International den Spieß um und bekocht und bedient die Muslime an einem Ramadan-Abend, um ihnen etwas von der selbst erfahrenen Gastfreundschaft zurückzugeben. Dass man sich zu den hohen Festtagen, die Christen und Muslime begehen, gegenseitig beglückwünscht, versteht sich von alleine.
Die kontinuierlichen Friedensgebete gehören zu einer festen Institution des Dialogs in Penzberg. Ob in der Kirche, in der Moschee, auf dem Stadtplatz, in der freien Natur, mit oder ohne Anlass, versammeln sich Muslime, Christen, andere Gläubige oder Menschen ohne Glaube, um gemeinsam für Zusammenhalt einzustehen.
Dialog und Nichtmuslime in islamischen Ländern
Die Einladung des Korans an Juden und Christen zum „Gemeinsamen Wort“ (Koran 3:64) ist auch ein Appell zu gemeinsamem Handeln für die Wahrung der gemeinsamen Interessen und Werte.
„Wir brauchen weniger Vorurteile“
MUH hat Benjamin Idriz in seiner Moschee getroffen. „Ich wünsche mir, dass wir in zehn Jahren nicht mehr über Integration reden müssen“, sagt er.