Penzberg als Vorbild

26. Sep 2011 | Dialog

Stadtfest in Penzberg zum 100. Namenstag

Bei der Andacht tauschten Imam Benjamin Idriz, Stadtpfarrer Josef Kirchensteiner und sein evangelischer Amtsbruder Klaus Pfaller (von links) die Freundschaftsbänder aus.

Mit einer gemeinsamen Andacht wurde am Sonntagvormittag (25.09.2011) das Penzberger Stadtfest anlässlich des 100. Namenstages fortgesetzt. Rund 400 Menschen kamen zum Vorplatz der Christkönigkirche, wo sich die beiden Pfarrer Josef Kirchensteiner und Klaus Pfaller sowie Imam Benjamin Idriz für ein Miteinander warben. „Ich bin stolz, dass hier in Penzberg Religionen und Nationen in Eintracht und Frieden leben können“, sagte der katholische Pfarrer Kirchensteiner. „Gott macht Mut, aufeinanderzuzugehen“, so sein evangelischer Kollege Pfaller. Als Vorbild bezeichnete Imam Idriz Penzberg. Unter dem Applaus der 400 Menschen am Kirchplatz sagte Bürgermeister Hans Mummert, er sei beeindruckt von dem Augenblick „und stolz, dass das bei uns möglich ist“.

Die Rede von Imam Benjamin Idriz

Liebe Festgemeinde,

dass die Stadt Penzberg zu ihrem 100. Namenstag eine open air Andacht feiert, wäre ja vielleicht gar nicht so weit gedacht gewesen vor 100 Jahren, dass dies aber gleich mit drei Würdenträgern unterschiedlicher Konfessionen geschehen würde, hätte es sich sicherlich so niemand erträumen lassen.

Als es mich vor 16 Jahren nach Penzberg verschlug, wusste ich wenig über diese Stadt, außer dass eine kleine Moscheegemeinde gibt, die ihre Räume mitten im Zentrum der Stadt hatte und einen Imam sucht. Heute weiß ich mehr über meine Stadt und wohne nicht nur, sondern lebe mit Leib und Seele, hier.

Jawohl! Penzberg hat sich in den letzten Jahren verändert, aber nicht nur Penzberg in seinem städtischen Bild hat sich verändert. Penzberg hat auch diejenigen Menschen verändert, die einst in ein fremdes Land kamen. Die einstigen Gastarbeiter feiern dieses Jahr auch ein Jubiläum, nämlich das 50. Jahr des Anwerbeabkommens der Bundesrepublik mit der Türkei.

„Die Anwesenheit zahlreicher muslimischer Familien ist seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunehmend ein Merkmal dieses Landes geworden.“ sagte auch der Papst vorgestern in Berlin und diese Realität trifft auch auf Penzberg zu.

Für die 1. Generation der Gastarbeiter mag es immer noch Fremdheit geben. Für die 2. Generation die Frage der Integration, doch für unsere Jugend, die 3. Generation stellt sich keine Frage, ob sie Penzberger oder Penzbergerinnen sind. Sie sind hier geboren, aufgewachsen, besuchen die diversen Schulen, arbeiten an Firmen vor Ort, haben sich Wohnungen oder Häuser gekauft, eine Moschee gebaut und auch einen Friedhof gibt es für sie. Und wenn einmal im Jahr in das Herkunftsland gereist wird, dann fragen mich meine beiden Söhne schon am Tage der Ankunft „Papa, wann fahren wir wieder nach Hause?“.

Nach Hause in eine Stadt mit 74 Nationen. In das Haus, wo das Zusammenleben von Tag zu Tag wächst, ein Miteinander gepflegt wird, dass unter Verantwortung steht.

Nicht umsonst sind wir Penzberger und Penzbergerinnen mittlerweile international Vorbild für ein gelungenes Gemeinsames, was nicht heißt keine Unterschiede haben zu dürfen, was aber sehr wohl heißt, dem Anderen mit Respekt und Hochschätzung zu begegnen. Sicherlich haben wir noch vieles vor uns, sind uns in manchen Dingen noch fremd, aber wir sind willig auf beiden Seiten und darauf kommt es im Miteinander an.

Heimat ist dort wo man sich wohl fühlt und wir fühlen uns wohl in Penzberg. In diesem Sinne wünschen wir uns allen ein schönes Fest zum 100 jährigen und eine friedliche, solidarische Gemeinschaft für die Ewigkeit.

Gelobt seist du, unser Gott.
Du hast uns erschaffen und du erhältst uns.
Du bewahrst und behütest uns.
Du bist uns näher als unsere Halsschlagader
Du willst, dass wir den Segen, den du uns gibst, weitertragen in die Welt.
Du willst, dass wir einander zum Segen werden und nicht zum Fluch.
Deshalb, barmherziger Gott, bitten wir dich:
Lass uns erkennen, wo wir die Verantwortung füreinander und für die Welt, die Du uns gegeben hast, besser wahrnehmen müssen.
Lass uns aufbrechen in ein besseres Morgen, in eine Welt, in der wir einander Segen sind.
Lass uns, Menschen verschiedener Religionen und Nationalitäten, verantwortungsvoll und mit Respekt einander begegnen.
Lass uns miteinander daran arbeiten, dass das Leben der Menschen hier und in aller Welt besser und gerechter wird.

Amen!

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