Freitagspredigt

Umwelt

31. Okt 2018 | Freitagspredigt, Umwelt

Umwelt

31. Okt 2018 | Freitagspredigt, Umwelt

Verehrte Geschwister,

heute möchte ich auf ein Thema eingehen, dass uns alle anbelangt. Das Thema Umwelt und der Schöpfung. Die perfekte Ordnung der Schöpfung macht erst menschliches Leben auf der Erde möglich. Das Wort, welches im Qur’an verwendet wird, um die Umwelt oder Natur zu bezeichnen ist „Schöpfung“ (Khalq). Das Wort wird in 261 Versen im Qur’an verwendet. Die erste Offenbarung des Qur’an enthält das Verb „khalaq“ (erschaffen): „Lies im Namen Deines Herrn, Der erschaffen hat.“

Die islamische Lehre bietet eine Gelegenheit, die natürliche Ordnung zu verstehen und menschliche Verantwortung zu bestimmen.
Allah beschreibt den Islam als eine Religion der Natur (fitra).

فَأَقِمْ وَجْهَكَ لِلدِّينِ حَنِيفًا فِطْرَةَ اللَّهِ الَّتِي فَطَرَ النَّاسَ عَلَيْهَا لا تَبْدِيلَ لِخَلْقِ اللَّهِ ذَلِكَ الدِّينُ الْقَيِّمُ وَلَكِنَّ أَكْثَرَ النَّاسِ لا يَعْلَمُونَ
„Widme dich dem Islam in Aufrichtigkeit! Dies ist Allahs Veranlagung, mit der Er die Menschen veranlagte. Es gibt kein Abändern für Gottes Schöpfung. Dies ist die äußerst geradlinige Lebensweise. Doch dies wissen die meisten Menschen nicht.“ (30;30)

Unser Schöpfer hat die Welt für uns erschaffen. Er hat uns in ein empfindliches und kompliziertes System eingefügt. Unser Erfolg und die Fortdauer dieses Systems liegen in der Erhaltung eines empfindlichen Gleichgewichts zwischen allen Dingen im System. Allah sagt:

الشَّمْسُ وَالْقَمَرُ بِحُسْبَانٍ وَالنَّجْمُ وَالشَّجَرُ يَسْجُدَانِ وَالسَّمَاء رَفَعَهَا وَوَضَعَ الْمِيزَانَ أَلاَّ تَطْغَوْا فِي الْمِيزَانِ
„Die Sonne und der Mond sind nach einer Berechnung. Auch das Bodengewächs und die Bäume werfen sich nieder. Ebenso erhob Er den Himmel und gebot die Gerechtigkeit: Begeht keine Übertretung gegen das Gleichgewicht! Und haltet das Wiegen in Gerechtigkeit ein und mindert die Waage nicht!“ (55:1-9)

Alle Elemente der physikalischen Welt sind Allahs Ordnung unterworfen. In diesem Sinne ergeben sie sich Ihm. Die Bäume akzeptieren die Bestimmung, dass sie regelmäßig und gleichmäßig in festgelegten Jahreszeiten ihre Früchte abgeben. Diese Regelung ermöglicht die Ernte, welche die Menschheit am Leben hält.

Das Gleichgewicht, das im Vers erwähnt wird, ist ein Symbol von Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, welches unsere alltäglichen Geschäftsvorgänge prägen sollte, bei denen gegeben und genommen wird. Pflanzen, Tiere, Meere, Winde und die Erde, sie alle nehmen und geben. Wenn der Mensch mehr nimmt als er gibt, unterdrückt er diese anderen Bestandteile. Die Probleme in der Umwelt, – auf dem Land, in den Ozeanen und in Bezug auf alle lebenden Geschöpfe – die wir heute sehen, sind die Folge des Versagens des Menschen, dieses Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Allah sagt:

ظَهَرَ الْفَسَادُ فِي الْبَرِّ وَالْبَحْرِ بِمَا كَسَبَتْ أَيْدِي النَّاسِ لِيُذِيقَهُم بَعْضَ الَّذِي عَمِلُوا لَعَلَّهُمْ يَرْجِعُونَ
„Das Verderben wurde sowohl auf dem Land als auch im ‚Meer sichtbar durch das, was die Menschen eigenhändig erwarben. Dies, damit Er sie etwas von dem erfahren lässt, was sie taten, damit sie umkehren.“ (30:41)

Viele Tafsīr-Gelehrten aus den frühesten Generationen der Muslime beschrieben dieses Verderben als das Ausfallen des Regens, das Verschwinden der Ernte aus dem Meer, die Steigung der Anzahl an Mordfällen und andere Bedeutungen.

Die Geschichte zeigt uns, dass Umweltangelegenheiten Teil der islamischen Gesellschaften waren. Das Ziel der Scharia (Islamisches Recht) ist die Erhaltung von fünf Dingen: Religion, Leben, Wohlstand, Würde und Familie. Wenn die Umwelt zerstört wird, ist dies ein Verstoß gegen die Scharia, denn dann würde es weder Leben, noch Familien, Würde oder Wohlstand zum Beschützen geben. Der Mensch hat den Auftrag, die Welt zu gestalten und die Schöpfung zu bewahren. Die Sorge für die „Mutter Erde“ ist nicht eine unter vielen Fragen, sondern die Überlebensfrage des Planeten überhaupt. Abholzung der Regenwälder, Massentierhaltung, Energieverschwendung und globale Erwärmung stehen in einem krassen Widerspruch zur Schöpfungsverantwortung. Immer spürbarer wird die Endlichkeit natürlicher Ressourcen – mit fatalen Folgen für Menschen, Gesellschaften und die gesamte Schöpfung.

Für den Erhalt der Schöpfung müssen wir etwas tun, durch kleine aber wichtige Schritte; z.B. durch Vermeidung der unnötigen Plastik oder Energie sparen, Strom sparen, für kurze Strecke Fahrrad benutzen, Weniger Lebensmittel wegschmeißen. Am nachhaltigsten ist das bewusste Einkaufen. Immer noch werfen die Deutschen jedes achte Lebensmittel aus ihrem Kühlschrank weg. Anders gerechnet sind das pro Jahr 82 Kilogramm Lebensmittel pro Person. Falls es Dir entgangen sein sollte – unsere Ozeane stehen kurz vor dem Kollaps und daher sollten wir alle einfach ganz auf Fisch verzichten, zumindest 2-3-mal in der Woche. Trinke Leitungswasser! Das Leitungswasser, welches du zuhause hast, deutlich besserer Qualität als Wasser aus dem Supermarkt. Kaufe Fair-Trade Produkte. Wasser sparen, sogar wenn du Wudu/Abdes für das Gebet nimmst: Eines Tages sagte der Prophet (Friede sei auf Ihm) zu Sa’d b. Abi Waqqas, als dieser bei der Gebetswaschung zu viel Wasser benutzte: „Was ist das nur für eine Verschwendung?!“ Sa’d erwiderte: „Kann man den bei der Gebetswaschung verschwenderisch sein?“ – „Ja“, sagte der Prophet, „selbst, wenn du die Waschung in einem Fluss vornimmst, kannst du Wasser verschwenden!“ Unser Prophet war ein Umweltschützer. Er war ein Bewahrer, lange bevor es die Idee überhaupt gab.

Mit solchen Verhaltensweisen kann jeder von uns zum Klimaschutz beitragen.

Wir müssen jedoch auf die sehr ernste Verpflichtung hinweisen, die Erde den neuen Generationen in einem Zustand zu übergeben, so dass auch sie würdig auf ihr leben und sie weiter kultivieren können.

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