Jesus im Koran
Was sagt der Koran über Jesus, Maria und das Evangelium?
Allah/Gott hat für die Rechtleitung der Menschen viele Propheten gesandt. Diese Prophetenkette fing mit Adam an und endete mit Mohammed (Friede sei mit allen). Gott hat jedem mit der Rechtleitung beauftragten Propheten als Zeichen seiner Größe verschiedene Wunder gegeben. Und die Geburt Jesu war einer dieser Wunder. Denn er ist von Maria ohne Vater geboren worden. Jesus, der Sohn Marias, Issa ibn Maryam, ist einer der Gesandten Gottes. Ihm wurde von Gott das Evangelium, Indschil, geoffenbart. Er wird im Koran an mehreren Stellen genannt, manchmal mit dem Name Issa Ibn Mariam, Jesus, der Sohn Marias, manchmal mit dem Name
قَالَ إِنِّي عَبْدُ اللَّهِ آتَانِيَ الْكِتَابَ وَجَعَلَنِي نَبِيًّا وَجَعَلَنِي مُبَارَكًا أَيْنَ مَا كُنتُ وَأَوْصَانِي بِالصَّلاةِ وَالزَّكَاةِ مَا دُمْتُ حَيًّا وَبَرًّا بِوَالِدَتِي وَلَمْ يَجْعَلْنِي جَبَّارًا شَقِيًّا وَالسَّلامُ عَلَيَّ يَوْمَ وُلِدتُّ وَيَوْمَ أَمُوتُ وَيَوْمَ أُبْعَثُ حَيًّا ذَلِكَ عِيسَى ابْنُ مَرْيَمَ قَوْلَ الْحَقِّ الَّذِي فِيهِ يَمْتَرُونَ مَا كَانَ لِلَّهِ أَن يَتَّخِذَ مِن وَلَدٍ سُبْحَانَهُ إِذَا قَضَى أَمْرًا فَإِنَّمَا يَقُولُ لَهُ كُن فَيَكُونُ
„Er (Jesus) sprach: »Seht, ich bin Gottes Diener. Er hat mir das Buch gegeben und mich zum Propheten gemacht. Und Er machte mich gesegnet, wo immer ich bin, und befahl mir Gebet und Almosen, solange ich lebe. Und Liebe zu meiner Mutter. Und Er hat mich weder gewalttätig noch unheilvoll gemacht. Und Frieden war mit mir am Tage meiner Geburt und wird es am Tage sein, da ich sterbe, und am Tage, da ich zum Leben erweckt werde!. „Dies ist Jesus, Sohn der Maria – (dies ist) eine Aussage der Wahrheit, über die sie uneins sind.“ Es geziemt Gott nicht, Sich einen Sohn zu nehmen. Gepriesen sei Er! Wenn Er etwas beschließt, so spricht Er nur: „“Sei!““ und es ist.“ (19:29-36)
Trotz seiner wundersamen Geburt wird Jesus nicht als Sohn Gottes angesehen. Er ist vielmehr ein Mensch wie Adam, der ebenfalls ohne Vater und sogar ohne Mutter auf die Welt kam.
إِنَّ مَثَلَ عِيسَى عِندَ اللَّهِ كَمَثَلِ آدَمَ خَلَقَهُ مِن تُرَابٍ ثُمَّ قَالَ لَهُ كُن فَيَكُونُ
„Gewiss, das Gleichnis ‚Isas ist bei Gott wie das Gleichnis Adams. Er erschuf ihn aus Erde. Hierauf sagte Er zu ihm: „Sei!“ und da war er.“ (3:59)
Jesus ist laut Koran nicht Sohn Gottes und erst recht nicht eins mit Gott, sondern ein Mensch, der als Prophet einen besonderen Draht zu Gott hatte und Ihm in besonderer Weise nahe stand, ein ganz wichtiges Vorbild für alle Menschen.
Der Koran kann Jesus sogar „Wort Gottes“, kalimatuhu, (4:171) nennen, weil er die Botschaft Gottes durch sein Leben und Lehren in besonderer Weise verkörpert hat. Aber wir Muslime können nicht von einem „fleischgewordenen Wort Gottes“ sprechen. Für uns Muslime ist das Wort Gottes einzig und allein in der Schrift präsent, im Koran. Also der Islam lehnt eine Menschwerdung Gottes ab. Hier liegt ein zentraler Unterschied zwischen Islam und Christentum, den wir stehen lassen und gegenseitig respektieren dürfen und sollen.
Wir Muslime glauben an Jesus und Maria so, wie sie in den Koranversen beschrieben werden. Das heißt, dass die Muslime Jesus (as) auch verehren und dass sie in diesem Zusammenhang mit den Christen eine Gemeinsamkeit haben.
Der Koran ist voller Ehrgeiz mit Lob und Anerkennung gegenüber den Anhängern des Evangeliums:
وَلَقَدْ أَرْسَلْنَا نُوحًا وَإِبْرَاهِيمَ وَجَعَلْنَا فِي ذُرِّيَّتِهِمَا النُّبُوَّةَ وَالْكِتَابَ فَمِنْهُم مُّهْتَدٍ وَكَثِيرٌ مِّنْهُمْ فَاسِقُونَ ثُمَّ قَفَّيْنَا عَلَى آثَارِهِم بِرُسُلِنَا وَقَفَّيْنَا بِعِيسَى ابْنِ مَرْيَمَ وَآتَيْنَاهُ الإِنجِيلَ وَجَعَلْنَا فِي قُلُوبِ الَّذِينَ اتَّبَعُوهُ رَأْفَةً وَرَحْمَة
„Wir sandten Noah und Abraham und stifteten in ihrer Nachkommenschaft die Prophetie und das Buch. Unter ihnen gab es manche, die sich leiten ließen, doch viele unter ihnen waren ruchlos. Dann ließen wir in ihren Spuren unsere Gesandten folgen und ließen Jesus, den Sohn Marias, folgen und gaben ihm das Evangelium und pflanzten in die Herzen derer, die ihm folgten, Milde und Barmherzigkeit.“ (57:26-27)
Dies sind nur wenige Bespiele wie der Koran Jesus, seine Mutter Maria, das Evangelium und die Christen lobt, würdigt und achtet. Gott belegt im Koran das Evangelium mit denselben Attributen wie auch den Koran: Beide sind als „huda“ „Rechtleitung“ und als „nûr“ „Licht“ an die Menschheit gesandt worden. Gott spricht im Koran über das Evangelium und Jesus folgendes:
وَقَفَّيْنَا عَلَى آثَارِهِم بِعِيسَى ابْنِ مَرْيَمَ مُصَدِّقًا لِّمَا بَيْنَ يَدَيْهِ مِنَ التَّوْرَاةِ وَآتَيْنَاهُ الإِنجِيلَ فِيهِ هُدًى وَنُورٌ وَمُصَدِّقًا لِّمَا بَيْنَ يَدَيْهِ مِنَ التَّوْرَاةِ وَهُدًى وَمَوْعِظَةً لِّلْمُتَّقِينَ
„In ihren Spuren ließen wir Jesus folgen, Marias Sohn; er bestätigte, was vor ihm von der Thora bestand. Ihm gaben wir das Evangelium. Darin ist Rechtleitung und Licht, und ist Rechtleitung und Mahnung für die Gottesfürchtigen.“ (5:46)
Fast identisch spricht Gott über Koran und Muhammed folgendes:
قَدْ جَاءَكُم مِّنَ اللَّهِ نُورٌ وَكِتَابٌ مُّبِينٌ يَهْدِي بِهِ اللَّهُ مَنِ اتَّبَعَ رِضْوَانَهُ سُبُلَ السَّلامِ وَيُخْرِجُهُم مِّنِ الظُّلُمَاتِ إِلَى النُّورِ بِإِذْنِهِ وَيَهْدِيهِمْ إِلَى صِرَاطٍ مُّسْتَقِيمٍ
„Licht und ein klares Buch sind zu euch von Gott gekommen. Gott führt damit, wer seinem Wohlgefallen Folge leistet, Wege des Heils und Friedens, und führt sie aus den Finsternissen hinan zum Licht, mit seiner Erlaubnis, und leitet sie auf einen rechten Weg.“ (5, 15-16)
Der Koran verlangt von Juden, Christen und Muslimen, mit der Wurzel des Glaubens verbunden zu bleiben und sich Gott anzuvertrauen:
شَرَعَ لَكُم مِّنَ الدِّينِ مَا وَصَّى بِهِ نُوحًا وَالَّذِي أَوْحَيْنَا إِلَيْكَ وَمَا وَصَّيْنَا بِهِ إِبْرَاهِيمَ وَمُوسَى وَعِيسَى أَنْ أَقِيمُوا الدِّينَ وَلا تَتَفَرَّقُوا فِيهِ
„Gott hat euch von der Religion nur das verordnet, was er Noah geboten hatte und was wir dir eingaben und was wir Abraham und Mose und Jesus geboten hatten: „Haltet euch an die Religion, und spaltet euch ihretwegen nicht.“ (42:13)
قُولُواْ آمَنَّا بِاللَّهِ وَمَا أُنزِلَ إِلَيْنَا وَمَا أُنزِلَ إِلَى إِبْرَاهِيمَ وَإِسْمَاعِيلَ وَإِسْحَاقَ وَيَعْقُوبَ وَالأَسْبَاطِ وَمَا أُوتِيَ مُوسَى وَعِيسَى وَمَا أُوتِيَ النَّبِيُّونَ مِن رَّبِّهِمْ لاَ نُفَرِّقُ بَيْنَ أَحَدٍ مِّنْهُمْ وَنَحْنُ لَهُ مُسْلِمُونَ
„Sprecht: ›Wir glauben an Gott und an das, was uns von droben erteilt worden ist, und das, was Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und ihren Nachkommen erteilt worden ist, und das, was Moses und Jesus gewährt worden ist, und das, was ¬allen Propheten von ihrem Erhalter gewährt worden ist: Wir machen keinen Unterschied zwischen irgendeinem von ihnen. Und Ihm ergeben wir uns.‹“ (2:136)
Im Klartext heißt das: Alle, die der Nachkommenschaft Abrahams (milleti Ibrahim) angehören, also diejenigen, die Moses, Jesus und Muhammed ehren und folgen, sollten sich verbindlich zu einem Bund bekennen, gemeinsam am Strang ziehen und sich eben nicht spalten. Deswegen spricht der Koran in der Sure
تَعَالَوْا إِلَى كَلِمَةٍ سَوَاء بَيْنَنَا وَبَيْنَكُمْ
„Kommt zu dem Grundsatz, den wir und ihr gemeinsam haben“ (3:64).
Als Bindeglied nennt der Koran folgendes:
وَقُولُوا آمَنَّا بِالَّذِي أُنزِلَ إِلَيْنَا وَأُنزِلَ إِلَيْكُمْ وَإِلَهُنَا وَإِلَهُكُمْ وَاحِدٌ وَنَحْنُ لَهُ مُسْلِمُونَ
„Wir glauben an das, was uns von oben erteilt worden ist, wie auch an das, was euch erteilt worden ist: denn unser Gott und euer Gott ist ein und derselbe, und ihm ergeben wir (alle) uns.“ (29:46)
Diese Tradition zu pflegen, indem wir solche Verse nicht nur in unseren Gebeten und Predigten verlesen, sondern sie auch vorleben, sollte allen Muslimen Verpflichtung sein, und glücklicherweise gibt und gab es zu allen Zeiten überall Muslime, die danach leben.
Wir zeigen heute, in der Weichnachtzeit, dass Religionen sehr wohl friedlich miteinander umgehen können, denn schließlich stehen alle, mit keiner einzigen Ausnahme, für Frieden und wollen nur das Beste für den Menschen, der im Mittelpunkt der gesamten Schöpfung steht.
Gott/Allah ist ein Licht, das die Welt erhellt, und kein Faktor des Streits und der Feindseligkeit. Mit dem Wort Gottes dürfen wir nicht Kriege verursachen, sondern müssen wir die Kriege beenden. Mit Gottes Hilfe überbrücken wir Unterschiede, leisten Widerstand gegen Schwierigkeiten und überwinden gesellschaftliche Missstände.
Alle Offenbarungen Gottes sind für uns als Licht und Wegweiser gedacht. Warum versuchen wir Menschen, den einen gegen die anderen aufzuhetzen? Warum nutzen wir Menschen dieses Licht nicht aus, um aus der Dunkelheit der Intoleranz herauszukommen?
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Religionen, so wie wir Menschen ja auch verschieden sind. Aber es gäbe und gibt so vieles, was unterschiedliche Religionen wie z.B. den Islam und das Christentum miteinander verbindet – denn wir haben schließlich einen Gott. Und angesichts der erschreckenden Entwicklungen in der Welt kann es nur das Verbindende sein, an dem wir uns orientieren sollten. Wir sind alle gefragt, den schrecklichen Nachrichten Zeichen und Taten des Miteinanders entgegenzusetzen und der Wertschätzung.
Wir wünschen uns und allen Menschen, dass unsere Gedanken und unsere Mühen in dieser Zeit und im kommenden Jahr aufeinander hin und nicht voneinander weg gerichtet sind.