Freitagspredigt

Islam und Rassismus

16. Feb 2017 | Freitagspredigt

Islam und Rassismus

16. Feb 2017 | Freitagspredigt

Der Islam, der in einer archaischen Gesellschaft offenbart wurde, hat sowohl zu den Anfangszeiten, als auch durch seine Geschichte unter den Menschen Gerechtigkeit vermittelt und ihnen gleiche Rechte eingeräumt. So ist zunächst die Würde des Menschen unantastbar.

وَلَقَدْ كَرَّمْنَا بَنِي آدَمَ وَحَمَلْنَاهُمْ فِي الْبَرِّ وَالْبَحْرِ وَرَزَقْنَاهُم مِّنَ الطَّيِّبَاتِ وَفَضَّلْنَاهُمْ عَلَىٰ كَثِيرٍ مِّمَّنْ خَلَقْنَا تَفْضِيلًا
»Wir haben den Kindern Adams, also alle Mensche, Würde verliehen« Wir haben sie auf dem Festland und auf dem Meer getragen und sie von den guten Dingen versorgt, und Wir haben sie vor vielen von denen, die Wir erschaffen haben, eindeutig bevorzugt. (Koran, 17:70)

Dies betonte auch der Prophet Muhammed folgendermaßen:

إنَّ دِماءَكُم، وأمْوالَكم وأعْراضَكُم حرامٌ عَلَيْكُم كَحُرْمة يومِكُم هَذَا، في شهرِكُمْ هَذَا، في بلَدِكُم هَذَا،
„Wahrlich, euer Blut, euer Besitz und eure Würde sind unantastbar, sind heilig, genau wie die Kaba heilig ist“

Die Würde jedes einzelnen Menschen wird im Koran betont denn Allah spricht uns im Vers 13 der Sura 49 folgendermaßen an: „Oh ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen möget…“ Mit diesem Vers wird die Gleichstellung aller Menschen betont, welches auch der Prophet folgendermaßen erklärte:

يا أيها الناس ألا إن ربكم واحد، وإن أباكم واحد، ألا لا فضل لعربي على أعجمي، ولا لأعجمي على عربي، ولا لأحمر على أسود، ولا أسود على أحمر إلا بالتقوى
„Allah ist Einer und euer Stammvater (Adam) ist einer. Ein Araber ist nicht besser als ein Nicht-Araber, und ein Nicht-Araber ist nicht besser als ein Araber, und ein roter Mensch ist nicht besser als ein schwarzer Mensch und ein schwarzer Mensch ist nicht besser als ein weißer Mensch…“

Als Allahs Gesandter Muhammed die Stadt Mekka befreite,, stand er an der Tür der Kaaba und fragte: „Wo ist Bilal?“ Er soll zu mir kommen. Dann sagte er: „Ich erinnere mich noch an den Tag, als du am Anfang des Islam an der Tür der Kaaba von Götzendiener gequält wurdest.“ Als Bilal kam, sagte der Allahs Gesandte: „Tritt Bilal die Kaaba ein, und niemand außer dir wird mit mir in der Mulde der Kaaba beten!“ Dies war eine Ehre für ihn als Antwort auf seine Folter, die er im frühen Islam erlitten hatte.

Nachdem er allein mit dem Prophet in der Mulde der Kaaba gebetet hatte, sagte der Gesandte zu Bilal: „Komm und steige auf dem Rücken auf!“ Der schwarzer Bilal, legte sein rechtes Bein auf der Schulter von Omar und das linke auf der Schulter von Abu Bakr, und stieg er auf die Kaaba auf, und der Gesandte sagte:

يا بلال!، والله الذي لا إله غيره، إن هذه الكعبة عند الله لعظيمة، ووالله إنك اليوم عند الله أعظم وأشرف منها“!
„O Bilal! Diese Kaaba ist bei Gott, großartig, und bei Gott bist du heute größer und ehrenwerter als die Kaaba.“

Auf der Kaaba rief Bilal Al-Habashi, der Schwarze aus Äthiopien, den ersten Adhan in Mekka in Anwesenheit von arabischen hochkarätigen Persönlichkeiten.

Liebe Geschwister,
es ist nicht nur einmal, dass uns die soziale Ungerechtigkeit dieser Welt schmerzlich bewusst wird. Es ist auch nicht das erste Mal, dass ein Schwarzer in den USA rassistischer Polizeigewalt zum Opfer fiel. Die strukturelle Deklassierung Schwarzer Menschen wirft derzeit Schatten über die unbekümmerte Gedankenwelt so vieler. Das Nicht-Schwarz-Sein und die damit Vorzüge, die erst mit der Diskriminierung Schwarzer Menschen eine Existenz finden, bleiben einigen mehreren nun wiederholt im Halse stecken.

Der nicht erst seit Jahrzehnten und auch nicht nur in den USA verankerte Rassismus gegenüber Schwarzen führt zu weltweiten Protesten und einer Welle tiefer Solidarität. Menschen sind fassungslos über die Gefahr des Rassismus und seine rohe Brutalität. Teilweise sind Menschen aber – und das birgt eine Ausweitung des Problems – fassungslos über all das, was gleichsam in ihren eigenen Ländern und Communities geschieht. Wie das Sprechen ist auch das Schweigen eine Entscheidung. Vor allem situatives Schweigen fordert eine Erklärung, die der Mensch auch dem Schöpfer der Leidtragenden schuldet. Denn es sind nicht nur Stimmen, die gegen Gerechtigkeit vorgehen, oft genug ist es auch ihre Enthaltung, die das Unrecht besonders laut stimmt. Menschen wissen das. Und Menschen entscheiden sich bewusst dafür, zum Rassismus in den eigenen Reihen zu schweigen. Und allerspätestens hier fällt doch die Frage, wie viel Wert und Schönheit eine Tugend wie Solidarität noch besitzt, wenn ihr Einsatz von eigenen Interessen abhängt, noch vor denen aller Betroffenen.

Ich glaube, dass jede Religion Glaubenssätze, religiöse Werte und religiöse Zitate hat, die die Menschen dazu anhalten, nicht rassistisch zu sein und andere Menschen nicht auszugrenzen.

Wir als Muslime, tragen eine große Verantwortung, die Werte zu vermitteln: dass wir alle gleich sind vor Gott, dass keiner über anderen stehen darf. Dass keine Sprache und keine „Rasse“ und keine Ethnie und keine Weltanschauung besser sind als eine andere. Diese Gleichheit, diese Wertschätzung von Menschen, solche Glaubensprinzipien finden sich Dutzende im Islam. Dafür müssen wir immer einsetzen und Rassismus und Ausgrenzung Kampf aussagen.

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