Freitagspredigt
Eine besondere Zeit in dieser Zeit
Eine besondere Zeit in dieser Zeit
3. Freitagsbotschaft in der Corona-Krise, Penzberg, 03.04.2020
Meine Botschaft ist zugleich ein Appell: Seien Sie bitte optimistisch
Optimistisch sein soll nicht bedeuten, die Realitäten zu übergehen und unrealistisch zu werden. Mit Optimismus ist gemeint, positiv über Gott und die Ereignisse im Dasein und das Verhalten der anderen zu denken. Optimismus stiftet Mut und Zuversicht. Optimismus macht fröhlich und wirkt sich beruhigend im Leben aus. Eine optimistische Einstellung sorgt nicht nur für eine positive zwischenmenschliche Atmosphäre sondern tut auch der Gesundheit des Einzelnen gut.
Das Leben geht mit viel Auf und Ab einher. Optimistische Menschen haben es dabei leichter. Ein optimistischer Mensch richtet sich nach einem Misserfolg wieder auf und macht gestützt auf sein Leben, einen neuen Anfang.
Ein optimistischer Mensch sieht einen Teil der Ereignisse im Leben, als Prüfungen und Warnung Gottes und einen anderen Teil als das Ergebnis seines falschen Verhaltens. Deshalb bewältigt er geduldig diese Probleme und befreit sich von negativer Einstellung und Pessimismus. Ein pessimistischer Mensch sieht alles durch eine dunkle Brille. Er gibt schnell auf und wird niedergeschlagen. Selbst wenn alles gut verläuft, fürchtet er sich vor irgendwelchen tragischen Folgen. Er öffnet der Hoffnungslosigkeit ein Türchen und lässt zu, dass sie sich auf sein ganzes Leben ausdehnt. Aber alle können sich von einer pessimistischen Einstellung befreien und Optimismus lernen, um auf diese Weise die Lebensqualität zu verbessern.
Um an eine optimistische Einstellung zum Leben mit all seinen Ereignissen zu gelangen sollten wir jeden Morgen mit einem besonderen Dankeswort an Gott für alle guten Gaben, die er uns im Leben beschert hat, beginnen und auf diese Weise das Leben schätzen lernen, Hoffnung schöpfen und unser Leben fröhlich gestalten. Steh in der Früh auf, verrichte das Morgengebet und sag: Lieber Allah, genau wie die Stunden, wo die Welt dunkel war, vorbei sind, und uns wieder den hellen Tag verschenkt hasst, ermögliche die Welt, in der die Angst von Pandemie herrscht, eine bessere und gesunde Zukunft.
Jeder steht unter dem Einfluss der Menschen in seiner Umgebung. Es gibt Prediger, die ein Gottesverständnis propagieren, wonach Gott durch das Coronavirus die Menschen bestraft, und somit bewusst oder unbewusst, Pessimismus und Angst schüren, dabei vergessen, dass der Prophet Muhammed (s) das Gegenteil empfohlen hat: “Erleichtert, erschwert nicht, erfreut, erschreckt nicht.“
Wir sollten also genauer darauf achten, welchem Prediger wir Acht schenken. Wir sollten uns Menschen aussuchen, die positiv denken und optimistisch sind. Das sind die Leute die immer bei einem halben Glas Wasser die gefüllte Hälfte und nicht die leere Hälfte sehen. Positiv denkende Menschen können unseren Optimismus stärken.
Wenn wir uns abends schlafen legen, sollten wir an alles denken, was uns am Tag Freude bereitet hat, selbst an die kleinsten erfreulichen Ereignisse. Und wir sollten Gott und den Leuten, die uns zu diesen positiven Erlebnissen verholfen haben, dankbar sein. Vergessen wir nicht, dass Gott uns eine sehr hoffnungsfrohe Zukunft verheißen hat, ein gutes Ende – und Sicherheit und Frieden auf höchster Stufe.
وَعَدَ اللَّهُ الَّذِينَ آمَنُوا مِنكُمْ وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ لَيَسْتَخْلِفَنَّهُم فِي الأَرْضِ كَمَا اسْتَخْلَفَ الَّذِينَ مِن قَبْلِهِمْ وَلَيُمَكِّنَنَّ لَهُمْ دِينَهُمُ الَّذِي ارْتَضَى لَهُمْ وَلَيُبَدِّلَنَّهُم مِّن بَعْدِ خَوْفِهِمْ أَمْنًا
„Gott hat denjenigen von euch, die glauben und gute Tate tun, versprochen, dass Er sie ganz gewiss als Statthalter auf der Erde einsetzen wird, so wie Er diejenigen, die vor ihnen waren, als Statthalter einsetzte, dass Er für sie ihrer Religion, der Er für sie zugestimmt hat, ganz gewiss eine feste Stellung verleihen wird, und dass Er ihnen nach ihrer Angst, in der sie gelebt haben, statt dessen ganz gewiss Sicherheit gewähren wird (..)“ (24:55)
Deswegen, bleiben sie optimistisch. Bereiten sie sich geistlich schon jetzt für eine Zukunft vor, in der wir wieder zusammenkommen werden, in der wir die Welt, gemeinsam, noch gerechter, nachhaltiger, gesünder und harmonischer machen werden.
Menschen streben nach Besitz und Erfolg. Sie sind aber auch besorgt, wenn es um ihr Leben, ihre Lebensqualität oder ihren Besitz geht. Dies alles sind Herausforderungen für den Menschen. Wer ausgeglichen mit seinen Bedürfnissen und Sorgen umgehen kann, tut genau das, was Gott von uns erwartet.
Entsprechend unserer Natur sind wir dem Diesseits, also dem weltlichen Leben nicht abgeneigt. Allah empfiehlt uns im Koran, ein ausgewogenes Leben zu führen, indem wir uns gleichermaßen für das Diesseits und das Jenseits bemühen, optimistisch nach Vorne schauen, und nicht das Ziel aus den Augen verlieren. Gott erwartet von uns, dass wir um ein gutes Leben im Jenseits bitten, das Leben im Diesseits aber nicht vergessen. In diesem Sinne möchten ich meine Ansprache mit einem Bittgebet aus dem Koran beenden, welches ich bitte, öfter in diesen Tagen zu wiederholen:
Rabbena atina fiddunya haseneten wefil akhirati haseneten wekina azabbenar: „Unser Herr, gib uns Gutes im Diesseits und im Jenseits“
Möge uns Allah zu jenen zählen, denen er im Diesseits und im Jenseits nur Gutes gibt!